Gesellschaftliche Phänomene im Licht gruppenpsychoanalytischer Kulturtheorie
29. November bis 1. Dezember 2019, Kardinal König Haus, 1130 Wien, Kardinal-König-Platz 3
„Es braucht nicht gesagt zu werden, daß eine Kultur, welche eine so große Zahl von Teilnehmern unbefriedigt läßt und zur Auflehnung treibt, weder Aussicht hat, sich dauernd zu erhalten, noch es verdient.“
(Freud 1927: Die Zukunft einer Illusion)
Globale gesellschaftliche Entwicklungen lösen zunehmend Unbehagen aus. Wir alle beobachten mit Sorge den Zulauf zu populistischen, autoritären Systemen, extremistische Massenphänomene, Umweltzerstörung, Verteilungskriege, Flucht und Ausgrenzung, eine ausufernde digitale Kontroll- und Manipulationsindustrie, die neoliberal geprägte Arbeitswelt die zur Selbstausbeutung drängt und keine Sicherheit mehr bietet, um nur einige Beispiel zu nennen. Wir beobachten gesellschaftliche Spaltungsprozesse, Verdrängung, Verleugnung und paranoid-schizoide Reaktionen.
Welche Herausforderungen stellen sich für Gruppenanalyse und Psychoanalyse um zu Verständnis und Dialog beizutragen? Welche unbewussten Phantasien und Ängste wirken auf uns und auf unsere Identität und Tätigkeit als GruppenanalytikerInnen ein? Kann uns hier der soziologische Ansatz der Gruppenanalyse weiterhelfen?
Auch wir sind Teil des eigentlichen Behandlungsobjekts, dem multipersonalen Netzwerk von Kommunikation und Störungen, wie es Foulkes ausdrückte. Als interdependente Individuen und als solche Schnittstellen der Grundmatrix – dem kulturellen und historischen Kontext unserer Zeit – wollen wir gemeinsam diskutieren und selbstreflektiv Stellung beziehen.
Vortragende: Gerhard Wilke, Alice Pechriggl, Hermann Staats, Sama Maani, Jeanne Wolff-Bernstein.